Sonntag, 12. Mai 2013

Mandalay (21.-24.4.13)

Mit dem Bus, welcher um halb sechs Uhr morgens in Hsipaw losfuhr, kurvten wir in sechs Stunden nach Mandalay. Mit Schlafen war wie gewöhnlich nichts, kaum gemütlich eingenickt, wurden wir durch Würgegeräusche vom Nachbarsitz geweckt, wo eine junge Burmesin ihren Mageninhalt entleerte. So ging es dann die ganze Fahrt über, abwechslungsweise kotzten drei vier weitere Personen mit labilen Magen munter in dafür bereitgelegte Tüten. Zu unserem Entsetzen hatten sie noch die Frechheit, die Tüten nach dem Aussteigen im Bus zu lassen!

Brütende Hitze empfing uns am Busbahnhof von Mandalay. Trotzdem liessen wir uns von der Taxifahrermeute nicht verarschen und beharrten zusammen mit einem anderen Schweizer Paar auf unseren Preis, um in das nahegelegene Hotel zu gelangen. Nach einigen Minuten Diskussion bei 40 Grad wurden wir schliesslich ins Hotel Emperor nahe dem Königspalast gefahren -und zwar zu einem mehr oder weniger anständigen Preis!
Den Temperaturen trotzend, machten wir uns auf zur Stadterkundung. Viele der Geschäfte waren am Sonntag geschlossen. Die grösseren „Malls“ hatten zwar geöffnet, was sie anzubieten hatten, war jedoch nicht wirklich sehens- bzw. kaufenswert. Das unglaubliche an diesen Läden ist die Menge an Personal. Bei Betreten der Geschäfte denkt man, der Laden sei gut besucht, bis einem bei genauerem Hinschauen bewusst wird, dass es sich um Personal handelt, welches irgendwelchen Gerümpel abstaubt (allerdings nicht sehr effektiv, das Zeug sieht gewöhnlich aus als sei es vom Laster gefallen) oder sich in Grüppchen zusammenstellt und den neuesten Klatsch austauscht. Unglaubliches haben wir in einer Bäckerei angetroffen. Der Verkaufsraum mit knapp 50 m2 Fläche wurde tatsächlich von nicht weniger als 22 Angestellten belagert, gut 20 zu viel! Klar, eine Bäckereiangestellte in Myanmar verdient so gut wie nichts, was aber ist der Sinn einer solchen Flut von Angestellten – das übliche Bild in Einkaufscentern, Shops, Restaurants, Hotels – denn sie scheinen sich eher in kollektivem Nichtstun als in wirklichem Arbeiten übertreffen zu wollen.

 
Aussenansicht Hotel Emperor
 
 
und es gibt sie die ATMs...und nicht wenige..auf ihre Funktionstüchtigkeit haben wir sie allerdings nicht getestet...
  
 
im Bahnhof von Mandalay

 
beim Laufen immer schön nach unten schauen!

 
ein paar Eindrücke der Stadt...
 
 
 
 
 
 
Bäckerei mit etlichen Angestellten, leider haben wir nur einen Teil aufs Bild bekommen...

 
Business as usual...
 
 
 
 
 
 
Nach einem kurzen Abstecher zum Zeigyo Markt, der nicht wirklich lohnenswert war, stand ein Pagodenbesuch auf dem Programm. Nach etlichen Verhandlungen fanden wir schliesslich zwei Mototaxi Fahrer, die uns nicht übers Ohr hauen wollten. Der Besuch der Kuthodaw Pagode mit dem grössten Buch der Welt, beeindruckende 729 Seiten in Marmor gemeisselt, war eher kurz, wiederholten sich die vergoldeten Figuren und Statuen doch meistens.
 
 
Kuthodaw Pagode...
 
 
 
...in Marmor gemeisselte Buchseiten..
 
 
 
  
Zweiter Punkt auf unserer Liste war der Mandalay Hill. Wie so oft wurde im Reiseführer masslos übertrieben, der Aufstieg über die 934 Treppenstufen war trotz der Hitze keine riesen Challenge. Der Aufstieg war absolut lohnenswert, man hat eine super Aussicht auf Mandalay und Umgebung und noch besser, wir vergassen die Zeit bei einem sehr interessantes Gespräch mit ein paar netten Einheimischen, welche ein sehr gutes Englisch sprachen. Der fortgeschrittenen Zeit wegen gingen wir direkt zum „Green Elephant“ zum Znacht. Das Restaurant liegt in einem netten Garten (Mückenspray nicht vergessen!), das Essen war sehr gut, wenn auch überteuert und die Angestellten unfreundlich und äusserst unmotiviert. Da es „schon“ nach 21 Uhr war, war in der Millionenstadt kein Taxi mehr zu finden und wir zottelten die halbe Stunde „nach Hause".
 
 
der Kitsch darf nirgends fehlen!

 
Aussicht vom Mandalay Hill...




 

Tag zwei beschäftigten waren wir uns vorerst mit der Planung unserer Weiterreise. Im Speziellen hatten wir die Absicht, eine mühsame Busfahrt nach Bagan zu vermeiden und wollten herausfinden, welche Fluggesellschaft wann fliegt. Kein einfaches Unterfangen, da die Angestellten der verschiedenen Airline Büros, welche wir ansteuerten, sich da auch nicht so sicher waren. Das Tourismusbüro konnte uns schliesslich weiterhelfen und der Flug war gebucht. Zweiter Punkt war der Besuch der Mahamuni Pagode. Nachdem uns ein Longyi umgebunden worden war und wir die Eintrittsgebühr für unsere Kamera bezahlt hatten, besuchte Michael die mit Abstand meist verehrte Buddha Statue des Landes, welche täglich von männlichen Pilgern mit Goldplättchen zugekleistert wird, Frauen erträgt der Gute wohl nicht in seiner Nähe. Von einem freundlichen Mönch wurden wir ungefragt auf eine intensive Führung durch die unzähligen zugehörigen Räume der Pagode mitgeschleift. Es war sehr interessant. Ausführlich erläuterte uns der heilige Bruder die Statuen, Bilder, verstaubten Geschenke verschiedenster Länder und Gemälde bis wir uns nach einer knappen Stunde bedankten und uns höflich verabschieden wollten. Da besass der selbsternannte Guide doch glatt die Frechheit und verlangte eine „Donation“ von 40 Dollar! Die Spende war wohlgemerkt nicht für Buddha, sondern ihn persönlich bestimmt. Eine solche Unverfrorenheit war uns bis dahin noch nicht begegnet und das von einem angeblichen Gehilfen Buddhas!! Wir waren so baff, dass uns nicht viel dazu einfiel, ihn mit umgerechnet 2 Dollar abspeisten und sehr desillusioniert die Pagode verliessen.
 
 
Camera Fee! 
 
 
Michael im Longyi
 
 
 
Gold über Gold...
 
 
 
Geld spenden bringt Glück!
 
 
einen der vielen Teile der Mahamuni Pagode... 

 
unser charmanter Guide...
 
 
fünf mal hauen bringt Glück!

 
fünf Mal Wasser über die Statue giessen bringt Glück!
 
 
ob schlafen auf dem Pagodengelände auch Glück bringt?

 

Die Gedanken, welche sich uns nach den zahlreichen Besuchen von buddhistischen Stätten langsam aufdrängten, waren nicht sehr heilig. Der Buddhismus kommt in diesem Land bisher ungekannt aggressiv daher. Laut und bestimmend und einen grossen Teil des täglichen Lebens der Gläubigen ausfüllend erscheint er uns nicht mehr als die sanfte und freiwillige unter den grossen Religionen. An jeder Ecke werden die, oft bettelarmen Gläubigen aufgefordert, eine Geldspende für Buddha zu geben. Diese wird wohl für den Unterhalt und das Vergolden der Pagoden, Statuen und was auch immer verwendet. Es stellt sich die Frage, was geben die Mönche, welche von Spenden leben und hier ständig durch die Strassen ziehen und Essen und Geld einsammeln, der Gesellschaft? Das soll keine Kritik am Buddhismus sein, sondern lediglich ein paar Gedanken zu der Situation, wie wir sie empfinden.

Nach dem Mittagessen im vegetarischen (ja wir essen inzwischen z.T. auch fleischlos, da dies oft die bessere Alternative zu den undefinierbaren Fleischstücken, welche ins Essen geschmuggelt werden, darstellt) Marie Min Restaurant, verabschiedeten wir uns für einige Stunden in unser klimatisiertes Hotelzimmer, herrlich!!

 
das Veggie Restaurant "Marie Min", super gutes Essen!!
 
 
unverzichtbar, der Generator vor dem Hotel!
 
Der Abend brachte mit dem Besuch der „Moustache Brothers“ ein Highlight und „must“ für jeden Mandalay Besuch! Die drei Brüder U Par Par Lay, U Lu Zaw und U Lu Maw erreichten "Berühmten Status" weit über die Landesgrenze hinaus für ihr unermüdliches Aufbegehren gegen das burmesische Regime, welches sie in einem Mix aus Schauspielerei, Tanzen, Singen und satirischen Witzen entlarven und heftig auf die Schippe nahmen. Natürlich war der Ärger nicht ausgeblieben und für U Par Par Lay wurde zu 6 Jahren im Arbeitslager verdonnert. Trotzdem lassen sie sich nicht unterkriegen und geben ihre Parodien bei täglichen Vorführungen vor grösstenteils ausländischem Publikum zum Besten. Hut ab vor diesen Männern, die trotz der Drohungen und Strafen sich nicht kleinkriegen lassen und der Regierung ihre Meinung unter die Nase reiben!

 


 
buntes Treiben am und im Irrawady river...
 
 
für viele ganz normal, waschen im Fluss...
 
 
mit unseren zwei Moto Taxi Drivern während des Feierabendbiers... 
 
 
Lu Maw
 
 
Par Par Lay war 6 Jahre im Arbeitslager!!
 
 
 
 
 
Der Ausflug am nächsten Morgen nach Amarapura hätten wir uns sparen können. Beeindruckend ist die längste Teakholzbrücke der Welt (1.2km) wohl, macht aber den Weg dahin nicht ganz wett. Der nachgebaute Königspalast – es wurden dafür Sklaven aufgeboten – schenkten wir uns und setzten uns in ein klimatisiertes Cafe mit WLAN.

 
Michael auf der U Bein Brücke...


 
Frittiertes gefällig?


 
...oder lieber was aus dem Wok?





Zum Abendessen hatten wir uns mit Jonathan und Gerrit, mit welchen wir in Yangon bereits ein paar Tage verbracht hatten, verabredet. Wir assen in einem Strassenrestaurant birmanische Curries mit Fladenbrot. Um 22 Uhr wurden wir schliesslich als die letzten und sowieso einzigen Gäste aus der "Skybar" im zweiten Stock des Cafe City geworfen, Mandalay hatte die Bürgersteige längst hochgeklappt. So blieb uns nur der Gang zum Hotel.


 
Nachtessen mit Gerrit und Jonathan
 
Essen an Strassenständen ist die günstigste Variante, sich in Myanmar zu ernähren. Allerdings nicht so bedenkenlos möglich, wie wir es bisher aus anderen asiatischen Ländern gewohnt waren.

Das Essen hier ist nicht vergleichbar mit demjenigen in Kambodscha, Laos oder gar Thailand. Zwar essen die Burmesen oft Curry, dies kommt jedoch als Klumpen Fleisch in Öl schwimmend daher. Als Beilagen werden Reis und oft welkes Gemüse mit einem fischig riechenden Dip gereicht. Allgemein hatten wir uns hier eher selten an Strassenständen verköstigt und assen in die Restaurants ,wo neben myanmar food meist auch chinesische oder indische Speisen serviert werden. Auch die unzähligen Teestuben, wo Tee und frittiertes Gebäck gereicht werden, hatten es uns nicht so recht angetan. Alles ist fettig, Frittieren ist die liebste Zubereitungsart hier – egal ob zum Frühstück, Zmittag oder Znacht. Die Auswahl der Früchte ist, ausser in Mandalay und Yangon, eher beschränkt. Die Obststände bieten oft überreife eher schon faulige Ware an. Es darf behauptet werden, dass wir uns nicht auf Anhieb in die birmanische Küche verliebt haben. Bei der Getränkeauswahl sieht es etwas besser aus, Wasser ist günstig und überall zu bekommen, das Myanmar Bier mehr als geniessbar und zu unserem Erstaunen ist auch der (mit ausländischer Unterstützung) selbst angebaute Wein aus dem Inleseegebiet eine wahre Freude! Die Fruchtsäfte sind wie an den meisten Orten in Asien übersüsst, beim Kaffee mischt man sich aus Pulver mit Creamer sein Gebräu zusammen, Nescafe lässt grüssen!

Per Taxi gings am nächsten Morgen die rund 45 Kilometer zum Flughafen, wo wir, nach den wie üblich akkurat durchgeführten Sicherheitschecks, die Air Bagan Maschine in Richtung Bagan bestiegen.

Mandalay zeigt sich tagsüber als lärmiger und abgasverpesteter Ort, was bei einer Temperatur von 40 Grad beinahe unerträglich ist, ein Hotel ohne Klimaanlage undenkbar. Bereits nach 21 Uhr erscheint die Stadt mit immerhin über einer Million Einwohnern jedoch wie ausgestorben. Da Ausländer keinen Roller mieten dürfen, ist die Fortbewegung, ob bei Tag oder Nacht eher mühsam. Unserer Ansicht nach sind zwei Übernachtungen ausreichend, um die lohnenswerten Orte zu besichtigen. Für uns auffallend in Mandalay ist die überaus hässliche Architektur (falls man das so nennen kann) der Gebäude, welche überall aus dem Boden schiessen. Der chinesische Einfluss bleibt einmal mehr keinesfalls verborgen. Ständige Stromausfälle sind hier an der Tagesordnung und riesige Löcher mitten im Bürgersteig bergen die Gefahr, für immer im dreckigen Untergrund der früheren Hauptstadt zu verschwinden. 

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…


von mandalay u umgebung habt ihr ja so gut wie nichts gesehen-ich bin sehr enttäuscht von euch- eine schöne bootsfahrt nach mingun, das fantastische sagaing mit hunderten pagoden auf den hügeln, , die riesigen buddhas v monywa, die alte köngsstadt inwa, wo es fast nur pferdekutschen u ochsenkarren gibt, der schlangentempel paleik mit einer art mini-bagan-, die ubein bridge ist natürlich nur bei sunrise u sunset atemberaubend, alles das habt ihr ausgelassen, ???jedesmal, wenn ich in mandalay bin, fahre ich mindest. 3x zum sunset zur ubein-brücke, in der ganzen umgebung gibt es herrlich tempel u klöster.auch beim inle lake habt ihr anscheinend das beste versäumt, nämlich das einmalige pagodendorf indein.