Die Anreise war nicht ganz harmlos. Zuerst von Jakarta nach Kuala Lumpur (wo wir beinahe nach Australien geflogen wären, weil wir in die faslche Richtung gelostst wurden), und dann nochmals sieben Stunden nach Tokyo. Nur schon der Anflug in der Nacht auf die Gigacity war eine kleine Sensation. Ein unvergessliches Lichtermeer.
da kuckst du...beinahe die Flinte ins Korn geworfen
Müde und erschöpft erreichten wir um ein Uhr morgens unser Kangaroo Hostel in Taito-Ku. Das Viertel gefiel uns auf Anhieb.
Unser Zimmer war einmal mehr nicht grösser als eine Schuhschachtel, aber diesmal wirklich. Neben den beiden japanischen Betten (dünne Matratzen auf dem Fussboden) fanden wir gerade mal knapp ausreichend Platz für unsere grossen Taschen. Das Hostel selbst war blitzblank sauber und äusserst modern und vor allem funktional eingerichtet. Die Gemeinschaftsduschen und - toiletten waren so sauber wie ein frisch gepuderter Baby-Popo.
Kangaroo Hostel...Unser Zimmer ist kleiner als eine Streichholzschachtel...
Unsere Eindrücke in der Millionenstadt schildern wir Tag für Tag oder nach Bezirken geordnet, denn Tokyo ist so gewaltig riesig, dass es uns meist gar nicht reichte, mehr als einen Bezirk pro Tag zu besuchen.
Tag 1: Shibuya:
Wir gönnten uns natürlich etwas Schlaf am Morgen, denn den langen und anstrengenden Reisetag wollten wir definitiv hinter uns lassen. In einem der zahlreichen Läden gleich um die Ecke besorgten wir unser Frühstück. Doch nur schon das Auswählen der Milch brachte uns beinahe an den Anschlag. Keine Chance mit all den japanischen Schriftzeichen. Schlussendlich kauften wir prompt eine süsse Milch mit Geschmack nach irgendwas.
Zu Fuss marschierten wir 5-10 Minuten zur Subway Station "Minami-Senju", der nächstgelegenen von unserem Hostel. So, nun erblickten wir also Japan das erste Mal bei Tageslicht. Mein Gott, was waren wir beeindruckt. Alles ist piekfein sauber, aber wirklich nirgends liegt Abfall, nicht einmal in einer Seitenstrasse. Nur ein paar Penner gönnten sich bereits ein Bier, aber auch die wussten wo sie den Abfall entsorgen mussten. Kein Lärm, keine Luftverschmutzung.
Ein schöner Tag, die Sonne scheint. Also auf nach Shibuya mit der Hibya Line. Die Preise für den Transport frassen uns regelmässig ein gehöriges Loch in das Tagesbudget. Wir befanden uns definitiv nicht mehr in Südostasien. Da Tokyo so unermesslich gross ist, dauerte die Reise doch beinahe eine geschlagene Stunde. In der Metro herrschte meist Ruhe. Still sein ist etwa gleichbedeutend mit freundlich sein in Japan - zumindest solange kein Sake im Spiel ist.
Shibuya ist das Quartier der Jungen und der junggebliebenen. Shibuya scheint nie still zu stehen - zu keiner Zeit. Da geht was. Das berühmte Bild der Shibuya Kreuzung lag direkt vor uns. Millionen von Menschen gehen hier tagtäglich über die Strasse. Die Gebäude sind gewaltig und vor allem verdammt hoch. In Shibuya kann man shoppen bis zum Abwinken. Wir waren fasziniert von den riesigen Einkaufshäusern aber noch beeindruckender waren all die Toiletten. Da kannst du in irgend eine öffentliche Toilette gehen und die ist blitzblank sauber. Da wartet eine Hightech Schüssel auf dich, so was gibt es nicht einmal bei uns. Der Arsch sitzt auf einer gewärmten Klobrille. Das Scheisshaus deluxe sozusagen. Anstatt den ganzen Mist jeweils nach Hause zu tragen, kann man hier frisch fröhlich auf eine der zahlreichen schmucken Bedürfnisanstalten zu steuern und sich tüchtig erleichtern. Das Waschen wird natürlich ebenfalls automatisch erledigt, der Strahl einstellbar. Zur Ablenkung, Ermunterung oder was auch immer kann man das Wasserfallrauschen im Hintergrund in seiner Lautstärke regulieren.
kurze Röcke = Standardoutfit
Nachdem das erste Sinnesrauschen vorbei war, zog schnell der Hunger auf. Eine simple Nudelsuppenbar hat es uns angetan. Zuerst anstehen dann Nudeln reinhauen. Hunger gestillt, weiter geht's durch Shibuya. Die Frauen und Mädchen tragen alle superkurze Röckchen und Strümpfe, naja, nicht alle, aber fast alle. Die Leute sind sehr modisch angezogen, aber alles mit Stil.
Wir besuchen das berühmte Shibuya 109 Shoppingcenter, die Takeshita Dori und viele, viele andere Strassen.
Shibuya Crossing, über 2 Millionen Menschen stiefeln tattäglich über diese Kreuzung
Erschlagen von all den ersten Eindrücken machen wir uns nach dem Eindunkeln auf den langen Weg zurück zum Hostel. Man soll das Pulver ja nicht schon am ersten Tag verschiessen.
In Taito kaufen wir im Supermarkt gleich um die Ecke unser Abendessen. Ein Berg Sashimi denn wir genüsslich in unserem Hostel vertilgten. Selbstverständlich wurde ebenfalls die erste japanische Biermarke getestet. Test mit Bravour bestanden.
Fazit des ersten Tages: Tokyo wir lieben dich!
Tag 2: Asakusa
Am Vormittag war Kultur angesagt. Naja, nach dem Ausschlafen.
Ab nach Asakusa, wo der älteste und bedeutenste buddhistische Tempel von Tokyo steht, der Sensoji Tempel. Zuerst bahnten wir uns allerdings unseren Weg durch die Nakamise Strasse, eine Fussgängerzone, wo links und rechts Ständchen mit feinen Leckereien lauern. In den Seitensträsschen fanden wir typische alte japanische Häuschen, die oftmals ein kleines Restaurant beherbergen.
Offensichtlich ist der Tempel ein beliebtes Ausflugsziel, denn es wimmelte nur so von Menschen. Nachdem wir einige Zeit mit Herumschlendern totgeschlagen hatten, zog es uns zurück zum Hostel. Frisch machen, denn abends wartete die Fuijya Honton Wine bar auf uns.
Nakamise Shopping Street
Green Tea
ganz japanisch
Diese war jedoch gar nicht leicht zu finden und ohne die Hilfe eines hilfsbereiten Typen, der sein Google Navy zückte, hätten wir den Spunten nie gefunden. Die Weinkarte war bestialisch. Eine Unmenge an Auswahl. Die Preise waren aber billig. So orderten wir die erste Flsche Weisswein zum Einwärmen und spanischen Rohschinken, Käse und Oliven. Jaja, das darf man in Japan. Auch japanische Spezialitäten kamen nicht zu kurz. Mit den vier Typen neben uns kamen wir rasch ins Gespräch. Die Flaschen kamen und gingen und wir verloren komplett die Übersicht, genau wie die Namen unserer neuen Freunde. Wir scherzten und lachten, da ein Schlückchen und dort ein Kampei. Ein Passagier zog die Notbremse oder die Bar machte aber einfach dicht, so zogen wir ein Haus weiter mit wieder neuen Freunden, die offensichtlich alles bezahlten. Schlussendlich landeten wir im Bezirk Roppongi, wo die dicken Clubs und Bars angesiedelt sind. Der Himmel war schwarzgrau und es regnete leicht. Rebecca warf das Handtuch und wir mussten vor dem Erreichen des eigentlichen Ziels unverhofft die Heimfahrt antreten. Leider mit so einem ziemlich überteuerten Taxi.
Unsere Weinbar - Fujiya Honten
mit dem Head of international Legal Services des grössten japanischen Automobilherstellers
Tag 3: Harajuku / Shinjuku:
Nach den Eskapaden am Vorabend ist es nur unschwer zu erahnen, ja, wir mussten heute ausschlafen, liegenbleiben und uns ein bisschen erholen. So brachen wir heute ein bisschen später auf, doch voller Tatendrang.
Harajuku, dieses Viertel gilt als eines der wichtigsten Modezentren Japans bei den 20 jährigen. Der Stil ist sehr eigen und vor allem auf Mädchen und junge Frauen ausgerichtet. An die ganzen Schulmädchen Uniformen mit kurzen Röcken, Strapsen oder Strümpfen muss "Mann" sich erst einmal gewöhnen (vor allem nach dem hinterwäldlerischen Indonesien).
Natürlich bestand auch hier die Möglichkeit des unbegrenzten Shoppings. In den Seitenstrassen, ein bisschen ausserhalb Harajuku's findet man ganz tolle individuelle Läden mit urbanem Modecharakter.
Abends zog es uns nach Shinjuku. Ein Wolkenkratzerviertel einerseits, aber anderseits Heimat von unendlichen Bars, Spielhöllen, einschlägigen Kneipen, Massageinstitutionen etc.
Mit all unseren Einkaufstaschen machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen.
Wir landeten einen Volltreffer in einem Restaurant, wo das grosse Bier nur 100 Yen (1 Stutz) kostete und es lediglich eine japanische Speisekarte gab. Je billiger das Bier desto grösser der Durst - oder nicht? Sogar Wein war hier im Angebot. Mit viel Hilfe unserer Essnachbarn, Händen und Füssen kamen wir aber zu unseren Wünschen. Feinste Sashimi, Gyoza, Edamame, Rindfleischirgendwas..
Kampei, Kampei, Kampei (Prost) stand nach einiger Zeit absolut im Vordergrund und die Biere wurden in einem Fort aufgetragen. Möglicherweise wurde mal ein Sake Lemon dazwischen geschaltet.
keine Ahnung was da steht, das Bier kostet 100 Yen
Das Ende der Fahnenstange war natürlich noch nicht erreicht. Also ab ins Golden Gai Viertel, das gerade mal fünf Gehminuten entfernt liegt, was durchaus noch zu schaffen war. Kleinste Gässchen mit vielen kleinen Bars warten hier auf ihre Gäste. Eine Bar besass teilweise nicht mehr als sechs Sitzmöglichkeiten, dafür wurde aber eine saftige Covercharge und ein deftiger Bierpreis verrechnet. Nichts für uns. Wir fanden eine amüsante Karaoke Bar.
Dass die Subway nur gerade mal bis kurz nach zwölf fährt, mussten wir an diesem Abend schmerzlich lernen, denn das Taxi nach Hause war mit 5'000 Yen nicht gerade billig, scheisse.
Golden Gai Viertel
Tag 4: Besuch bei Marco und Steffi
Heute liessen wir es ganz locker angehen, was sicherlich ausschlafen und gemütlich frühstücken beinhaltete. Wir waren am späten Nachmittag bei Marco und Steffi eingeladen. Marco hatte mit uns vor einigen Jahren bei einer dieser Audit Firmen gearbeitet und ist über einen Umweg in Japan gelandet. Um vier Uhr trudelten wir also bei den Gastgebern ein und genossen deutsch-japanisches Essen.
Bei der Rückreise konnten wir einmal mehr das doch sehr skurrile, doch amüsante Prozedere bei der Ein- und Ausfahrt der Subway beobachten. Natürlich gibt's da eine Art Lokführer, gleichzeitig aber auch einen Typen der ganz hinten im Führerstand, also im letzten Wagen, sitzt. Nach der Einfahrt wird das Schlüsselchen für die zentrale Automatik der Türe kurz vor dem Halten in den dafür vorgesehenen Ort gesteckt und die Tür bei vollständigem Stopp geöffnet. Jetzt wird noch ein Dank an die aussteigenden Passagiere geschickt. So nun werden die neuen Passagiere begrüsst und zwar wie vorher nicht per automatischer Durchsage, sondern per Ansage über das Mikrofon. Die Türe wird geschlossen und das Schlüsselchen wieder hinausgezogen. Der Zug nimmt Fahrt auf. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof wird der Kopf hinausgestreckt und die Hand zur Mütze gelegt, um die anderen Bähnler-Kollegen artgerecht zu grüssen. Am Ende der Station kommt das Beste. Der Typ dreht sich um, streckt den Arm aus und zeigt mit dem Zeigefinger seiner weissbehandschuhten Hand in Richtung der eben verlassenen Station.
Das wird bei jeder Station ganz genau gleich wiederholt. Manchmal müssen die Typen noch aussteigen und einen Knopf drücken auf dem Perron, wobei vor und nach dem Drücken mit dem Knopf geredet wird. Sagenhaft ist das. Wieviele Stationen werden am Tag angefahren? Wohl einige hundert...ja dann viel Spass meine Freunde.
Früh im Vergleich zu den vorangegangenen Tagen landeten wir auf unseren japanischen Betten.
War aber ganz gut so, wir waren schon ziemlich kaputt.
Tag 5: Ginza / Shinjuku / Akihabara
Der nächste Morgen liess nicht auf sich warten. Heute klingelte der Wecker, denn wir wollten früh aus den Federn, um das morgendliche Treiben auf dem Tsukiji Fischmarkt beobachten zu können. Hier wird über 90% des ganzen Handelsvolumens des japanischen Fischmarktes abgewickelt. Das sind locker über 2'500 Tonnen täglich.
Um sieben Uhr waren wir bereits am Markt und spähten in die riesige Umschlagshallte, wo der Fisch angeliefert und verarbeitet wird und Händler, Grossisten und Kneipenbesitzer auf Einkaufstour gehen. Der aufmerksame Wachmann enttarnte uns aber sofort und teilte uns höflich mit, dass Touristen erst um neun Uhr vorgelassen werden. Ja hallo, weisst du denn nicht wieso wir extra so früh wie die Bekloppten aufgestanden sind? Es hatte keinen Zweck.
Über einen Umweg fanden wir aber trotzdem Einlass, ein Händler winkte uns freudig herein. Hunderte von Handelsgesellschaften befanden sich in der riesigen Halle. Da wurden riesige Thunfische mit elektrischen Sägen zerkleinert sowie alle Arten von Fisch und Meeresfrüchten angeboten. Die Preise waren aus Sicht von Migros und Coop Kunden beinahe lächerlich. Menschen stiefelten herum und verschoben Fisch von einer Ecke in die andere.
Schlussendlich gönnten wir uns ein richtiges Sushi-Frühstück sowie sich das gehört.
weitverbreiteter Klassiker in der U-Bahn...hemmungsloses Schnarchen
1A Qualität
Alternative zu den Corn Flakes und dem Joghurt am Morgen
Anschliessend machten wir uns auf ins Zentrum von Ginza. Die teuersten Geschäfte sind hier zu finden. Gucci, Prada und wie sie alle heissen. Beinahe vergeblich suchten wir hier nach einer günstigen Verpflegung. Ein teures Pflaster.
Mit der Subway verlagerten wir unseren Touriaktionsradius nach Shinjuku. Wir stiefelten in Richtung des Regierungsgebäudes, das natürlich in einem riesigen Wolkenkratzer beherbergt war. Die Aussicht vom etwa 45. Stock kann man hier nämlich umsonst geniessen. Leider war es heute ein bisschen bewölkt, so dass der grandiose Ausblick unter den Wolken und der grauen Farbe ein wenig litt.
Neben Gucci, Armani und Prada
Der weitere Verlauf des Tages brachte uns in den Bezirk Akihabara. Bekannt für sein unermessliches Angebot an Elektronikartikeln und den "Maid Cafés". Electric City wird dieses Viertel auch genannt. Elektronikläden liefern sich hier einen erbitterten Preis-Kampf.
Typisch Tokyo
Nach all den ausgiebigen Aktionen über das Wochenende nahmen wir es am Abend etwas ruhiger und versorgten uns einmal mehr im Laden neben an mit einer gehörigen Portion Sushi, Salaten und anderen Köstlichkeiten, die wir genüsslich im Hostel verdrückten.
Sashimi zum Spottpreis
was Coop und Migros noch nicht haben: Intelligente Kasse. Geld wird reingeschoben und das Wechselgeld wird automatisch ausgespuckt
Sashimi Fest
Tag 6: Nikko
Heute stand ein Ausflug ins rund 140 km entfernte Nikko auf dem Programm. Sagenhafte zwei Stunden dauerte die Reise mit der Japan Railway in das kleine Kaff (und kostete uns eine gehörige Stange Geld). Die Fahrt war interessant, den sie führte mitten aus Tokyo durch die Vororte der Metropole.
Nikko ist ein beliebtes Ausflugsziel, da sich in dem Ort viele historische Gebäude und Denkmäler befinden, so z.B. das Mausoleum des ersten Shoguns. Die Geschichte Nikkos beginnt bereits 766. Ein Teil der alten Tempel wurde zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
5 stöckige Pagode, Tosho-gu, Shinto Schrein. Jeder Stock für ein Element. Erde, Feuer, Wasser. Luft und Leere
was da drin war? Sake
Wir liefen also in den alten Anlagen herum und versuchten uns in die alte Geschichte hineinzuversetzen. Jedes Mal, wenn wieder ein exorbitanter Eintritt fällig geworden wäre, wurden wir wieder ganz krass in die Gegenwart zurück gerissen. Wer alle historischen Tempel und Schreine etc. besuchen will, muss ein gehöriges gefülltes Portemonnaie auf Mann haben, denn für jede einzelne Anlage wird abkassiert. Das verringerte unseren Aufenthalt in Nikko beträchtlich.
Nach einem späten Mittagessen machten wir uns auf den langen Weg nach Tokyo zurück.
Abends zog es uns nach Ebisu, das nur eine Station vor Shibuya liegt. Wir waren auf der Suche nach einem ansprechenden Restaurant. Wir mussten uns in einigen umschauen bevor wir das fanden wonach wir suchten. Wir hatten ein Riesenglück. Ein gemütliches Restaurant, typisch Japanisch. der Küchenchef war ein Halbgott. Mit der Karte konnten wir rein gar nichts anfangen, denn einmal mehr konnten wir diese Hieroglyphen nicht entziffern. Eine Kellnerin sprach fliessend Englisch und tätigte nach unseren Wünschen die Bestellungen. Was der Chef da kreierte war ein Zauberwerk. Avocado in Sesamkruste mit einem Tuna-Dip, eine Art Rindseintopf mit rohem Ei und Focaccia und natürlich Sashimi. Eine Betörung der Sinne, dazu ein feiner Riesling. Wir hüpften beinahe vor Freude.
Das Feuerwerk der Sinne endete mit einem köstlichen Dessert, Miso Käse mit Honig und getrockneten Weinbeeren. Gut gelaunt und gesättigt wankten wir nach Hause.
Tag 7: Velo City Tour Asakusa / Ueno
Am besten erkundet man die nahegelegenen Bezirke mit dem Velo. Also ab auf den Drahtesel und los. Tokyo ist äusserst Velo freundlich. Das breite Trottoir teilen sich Fussgänger und Velofahrer gleichzeitig. Im Gegensatz zur Schweiz führte dies hier nicht zum offenen Krieg zwischen den beiden Parteien.
Wir fuhren gemütlich dem Fluss entlang und durch grüne Parks. Das Wetter war herrlich. Die Sonne lachte vom Himmel. Wir durchquerten viele kleine Strässchen in Asakusa und bekamen einen Einblick in das tägliche Leben abseits des Touristenstrudels.
im Hintergrund der Tokyo Skytree, 634 Meter hoch und somit das zweithöchste Gebäude der Erde
Welche Sojasauce soll's denn sein?
Im Ueno Park assen wir unser mitgebrachtes Z'mittag. Selbstverständlich bestand dies aus einer gewaltigen Portion Sashimi und anderen Delikatessen. Wie es sich gehört, räumten wir unseren Abfall auf. Die Suche nach einem Mistkübel gestaltete sich aber einmal mehr als eine ziemliche Herausforderung, denn obwohl Tokyo so dermassen sauber daherkommt, gestaltete sich die Suche nach einem Abfallkübel oft schwierig.
Unsere Tour führte uns nach Yanaka in Ueno, wo gemäss Reiseführer, noch gut erhaltene alte Gebäude stehen sollen. Wir radelten durch den Yanaka Friedhof bevor wir die Zeit in einem Edwin Jeans Store vergassen.
Mit Müh und Not fanden wir den Weg nach Hause. Da alles auf japanisch angeschrieben ist, fiel uns die Orientierung abseits der grossen Strassen nicht immer ganz einfach. Dafür fuhren wir oft unverhofft durch herzige kleine Strässchen mit viel Charme, die wir sonst nie im Leben gefunden hätten.
Abends einmal mehr kleines Z'Nacht im Hostel. Was? Sashimi, Wein und ein gewaltiges Asahi Bier. Ist doch logo.
Tag 8: Shiodome / Odaiba
Der Tokyo Tower gilt als ein Wahrzeichen von Tokyo. Dieser wurde 1958 nach dem Vorbild des Eifelturm in Stahlfachwerkbauweise erbaut und dient der Stadt als Fernsehturm. Mit einer Höhe von 333 Metern findet sich der Tokyo Tower gar auf der Liste der höchsten Stahltürme der Welt wieder. Die Aussicht vom Turm war uns aber doch zu teuer.
Das muss man als Tourist schon gesehen haben. Ok, gesehen, abgehackt, weiter geht's.
Mit dem Boot fuhren wir nach Odaiba, einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokyo.
Die kurze Fahrt mit dem Schiff bot eine spektakuläre auf die Skyline von Tokyo und vor allem auf die gigantische Rainbow Bridge, die Tokyo und Odaiba verbindet.
Odaiba ist Heimat von zahlreichen Einkaufszentren, von FUJI TV und einigen weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten. Von Odaiba geniesst man einen grossartigen Blick auf Tokyo. Die vielen Wolkenkratzer sind gewaltig, von den Shopping Malls ganz zu schweigen!
Rainbow Bridge
Himmelsspektakel mit Freiheitsstatue
HQ Fuji TV
Wer kennt den nicht? Back to the Future
Nein nicht in Rom, aber in der Venus Fort Shopping Mall
Abends suchten wir nochmals das sagenhafte Restaurant mit dem billigen Bier auf und liessen uns nochmals ordentlich verköstigen. Diesmal nahmen wir es aber ein bisschen lockerer und drückten nicht fortwährend den Bestellknopf, so schafften wir es auch, den letzten Zug nicht zu verpassen.
Tag 9: Yokohama
Unser letzter ganzer Tag in Tokyo. Der Tag bringt uns nach Yokohama. Obwohl Yokohama im Ballungsgebiet von Tokyo liegt, zählt die Stadt beinahe 4 Millionen Einwohner. Die Fahrt mit dem Zug dauerte nur eine halbe Stunde.
Nachdem wir schon massiv beeindruckt waren von Tokyo, fehlten uns in Yokohama die Worte. Eine ultramodere Stadt nahm uns in Empfang. Die Stadt ist auch nicht wirklich alt, denn die amerikanischen Bomber legten sie 1945 beinahe in Schutt und Asche. Trotzdem machte Yokohama alles andere als den Eindruck, sie sei in den 50er oder 60er Jahren entstanden. Die Stadt schien im neuen Jahrtausend geboren worden zu sein. Ein Wunschtraum jedes Städteplaners, der über genügend Geschmack und eine prall gefüllte Kriegskasse verfügen kann.
Wir schlenderten als erstes durch Chinatown. Der Hunger trieb uns in eine Chinesenbude, wo wir überraschend guten Food aufgetischt bekamen. All den Leckereien, die in Chinatwon angeboten wurden, konnten wir nicht ganz wiederstehen, es gab nämlich oft ein Gratismüsterli. Maroni wurden da angeboten wie in Basel, aber nicht so "mehlige" grusige Sieche, sondern butterzarte Maroni. Schon gar nicht rechneten wir mit feinster Patisserie im Chinatown. Doch weit geirrt, da wird einem Feines geboten. Leider konnten wir den ganzen Kram nicht mitnehmen, wir dürfen ja nur je eine Tasche aufgeben und die ist ja jetzt schon über dem Limit!
Dimsum
Wir bummelten dem schönen Hafengebiet entlang und genossen das sommerliche Wetter. Eindrückliche Gebäude soweit das Auge reicht, ein schöner Park, was will man mehr. Eine tolle Stadt. Wieso kriegen wir sowas am Hafen in Basel nicht hin? Am Geld fehlt es nicht, wohl aber an vernünftigen Entscheiden, die unsere Laveripolitiker und ihre im Oberstübchen ebenfalls nicht ganz astreinen Gefolgsleute mit ihren Hirngespinsten verunmöglichen.
Beim alten Ziegelgebäude wurde sogar ein Oktoberfestgelände aufgebaut. Eins, zwei, suffe war auch hier das Motto. Für Bier war's noch etwas früh, so passten wir...
Minato Mirai 21 Hafengebiet
links der Landmark Tower, 70 Stockwerke, knapp 300 Meter hoch
Während des Eindunkelns spazierten wir in Richtung der alten Einkaufsstrasse, die einen ans 19. Jahrhundert erinnert. Wir kamen am beachtlichen Landmark Tower mit seinen 296 Metern Höhe vorbei. Auch hier wurde wieder alles wunderschön in das Stadtbild integriert.
Die Lauferei machte uns durstig und wir gestatteten uns einen Apéro, der uns für die Heimreise Kraft spenden sollte.
sehr beliebt in Yokohama, Hundebabies. Ob die nachher zwischen ein Brot geklemmt werden, konnte nicht eruiert werden
Unser letzter Abend in Tokyo bricht an. Wir müssen nicht wirklich lange überlegen was wir anstellen. Der Fall war klar. Wir wollten der berüchtigten Weinbar nochmals einen Besuch abstatten.
Los geht's mit einem Chardonnay, spanischem Rohschinken, Käse. In der Folge wurde uns quasi aus dem Nichts ein weiterer Wein aufgetischt und weitere Leckereien serviert. Unser Platz war nicht gerade optimal und bei der erstbesten Gelegenheit wechselten wir an die Bar. Es dauerte auch nicht lange und wir kamen ins Gespräch mit den lieben durstigen Japanern. Wir hatten alle etwas gemeinsam: Lustig und ausgelassen soll es sein und einen gehörigen Durst gehörte ebenfalls zu den weiteren Gemeinsamkeiten. So teilten wir uns also eine weitere Flasche mit Noriko und ihrer Freundin. Ein Steak musste auch noch her. Die Bar schloss um elf, für uns war aber noch lange nicht Feierabend. Ab in die nächste Bar, wo Sake und Prosecco serviert wurde und sich auch noch Mitch aus New York dazugestellte. Gleich schräg über der Strasse wartete das gleiche Lied und die Bestellungen wurden freudig entgegen genommen. Wir waren alle schon fast kanonenvoll oder zumindest herrschte eine höllische Stimmung. Wir waren definitiv bereit für Roppongi, das Ausgehviertel.
...fast in Höchstform...
Hallo Taxi, und ab geht die Post. Der angesteuerte Club spielte aber leider nur quälenden Kommerzsound, was einem nicht gerade zum Tanzen motivierte. Zum Glück war mit dem Eintritt ein Getränk inklusive.
Um vier Uhr morgens meldete sich der Hunger und wir verputzten in irgend so einem Laden eine nette Kleinigkeit bevor wir die Heimreise antraten. Mit Noriko teilten wir uns ein Taxi. Irgendwie sprachen plötzlich alle japanisch - sogar wir.
mit Mitch und Noriko - alle ausnahmslos in Festlaune
Jawohl, ein Durst der muss gelöscht werden, kampei!
In ein paar wenigen Stunden mussten wir wieder aufstehen. Unser Flieger nach Osaka wartet nicht. Dieser Tag sollte nicht unbedingt einer der angenehmsten werden, versteht sich.
So, Tokyo, war der absolute Hammer. Selbst die zehn Tage waren noch zu kurz. Auf jeden Fall haben wir diese Zeit unbeschreiblich genossen. Ein Hoch auf Tokyo. Wir waren beeindruckt von der Stadt aber auch von den Menschen. Die Stadt ist riesig, aber trotzdem äusserst sauber und leise, was man eigentlich beides von einer Stadt mit diesen Ausmassen sicherlich nicht erwarten würde. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und rücksichtsvoll. Die Frauen tragen kurze Röcke und hochhackige Schuhe, so dass wohl gar mancher islamische Fundamentalist sich am liebsten bekehren lassen würde. Die Männer sind oft in blauem Anzug, weissem Hemd und Krawatte anzutreffen und zwar unabhängig davon, ob nun Chef im Business oder Autoeinweiser. Hier gibt es Bars, Restaurants wie Sand am Meer, alle zwei Meter gibt's was zum Essen. Und es herrscht Ordnung. Auf den Rolltreppen und hauptsächlich beim Anstehen. Nie entsteht eine Hektik.
Tokyo, wir kommen wieder, sei nicht traurig.
Schade nur, dass wir die Reise nach Osaka mit dem Flugzeug antreten mussten. So gerne wären wir mit dem berühmten Shinkhansen nach Osaka gedonnert, doch leider waren alle Züge restlos ausgebucht, da für Japan ein langes Wochenende mit einem zusätzlichen freien Tag vor der Türe stand.
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