Freitag, 2. August 2013

Lembongan (21.7. - 27.7.13) "ein neuer Gott & Baden mit Mantas"

Wie so oft bei einer unserer – Gott sei Dank spärlichen – Überfahrten, spielte das Wetter gar nicht mit. Wolkenverhangen und grau zeigte sich der balinesische Himmel, es pisste und der Wind schlug uns um die Ohren. Der Holzkahn schaukelte und schlingerte in den Wellen, Passagiere wechselten die Gesichtsfarbe und kotzten über Bord in die rauschende Gischt, die das Erbrochene den Fischen zum Frass vorwarf. Zum Glück dauerte die Überfahrt nur schlappe 1.5 Stunden.


nicht die besten Voraussetzungen für eine Überfahrt mit einem Holzboot
 

Schlafend während der Überfahrt...bis zur Warnung, dass wohl bald jemand Kotzen müsste und der Wind in die Richtung des Schalfenden weht
 

Kaum angekommen und das Gepäck auf sicherem Grund abgeladen, ging das Feilschen um den Transportpreis vom „Hafen“ (eher dort wo die Schiffe die Passagiere ausladen) zur Sedok Jineng Villa los, denn unser vereinbarten „Hotel Pick-up“ war leider nirgends zu sichten.
Der freundliche Aldi (nein, ein Typ, kein Laden), bei dem wir gleich einen Roller mieteten, fuhr uns samt dem Gepäck zu unserem Bungalow, das doch eine gute Viertelstunde mit dem Roller entfernt lag.


 
Was für ein Anblick! Welcome to Lembongan!

 
Kaum angekommen, schon am Feilschen um den Töffpreis



Sedok Jineng Villa...unser Bungalow





Die abgelegene Lage versprach viel Ruhe, nicht fern von den Felsklippen, wo die Wellen ihre ganze Kraft zur Schau stellten. Der ergreifend schöne Sonnenuntergang und das Spektakel der Wellen sowie die herrliche Aussicht sind ein schönes Plätzchen auf dieser Erde.








Nusa Lembongan ist eine kleine gemütliche Insel. Das Dörfchen, Jungutbatu, ist gespickt mit Restaurants und Kolonialwarenlädeli. Überall kurven, mehrheitlich laute, Roller herum. Trotzdem eine sehr entspannte Atmosphäre.



Ein Meer wie im Märchen odereinem bearbeiteten Hochglanzkatalog


Dorf...Jungutbatu




unter zehn jahren, bereits ein Raser auf einer 125cc Maschine!!! und ein Arschloch!
Wir haben ihm den Weg abgeschnitten, weil er so raste...auf das Foto wollte er partout nicht
fehlende Erziehung...wie soll er's als Erwachsener besser wissen?


 
mindestens einen Drittel des Tages (ohne Schlafen) verbringen die Leute mit dem Opferprozess...
Wahnsinn!

 
gemütliche Strassen führen über die kleine Insel...hier im guten Zustand


Exklusiv im Dorf: Satay Spiesschen, manchmal Thunfisch, Schwein oder aber auch Huhn...
ein Spiess kostet 10 Rappen



Nach langer Zeit (lange?) war endlich wieder einmal Tauchen angesagt. Wir machten uns sofort auf, verschiedene Tauchcenter zu checken und natürlich auch die Preise zu vergleichen. Das Rennen machte das Lembongan Dive Center und wir buchten einen Trip für den nächsten Tag. Tauchprogramm: Manta Bay (gibt’s dort auch Mantas oder ist das nur so ein plakativer Name?) und Crystal Bay.
Mantas direkt über uns, auf der Seite, wooohhhoooooo, überall Mantas. So was geiles (sorry, liebe Leser) haben wir aber selten erlebt. Majestätisch glitten die Mantas durchs Wasser…
Crystal Bay begeisterte mit einem herrlichen Korallengarten, leider fanden dies auch etliche andere Tauchgruppen, fast ein wenig übertaucht der Ort. Sicht unter Wasser: lockere 30 Meter.
Nach diesem super Tag buchten wir gleich noch einen zweiten Tag Tauchen.
Dieser Tauchgang zwei Tage später war wiederum sehr speziell. Beim ersten herrschte eine noch nie erlebte Strömung, welche uns nur so durchs Wasser schleuderte. Nicht ganz ohne, zum Glück hatten wir inzwischen ein bisschen Routine, aber es ist immer etwas unheimlich, die Kraft des Wassers zu spüren, man hätte keine Chance. Beim zweiten Tauchgang hatten wir den Eindruck, in der Antarktis zu tauchen. Das sonst ca. 29 Grad Celsius warme Wasser war plötzlich eiskalt, 19 Grad! Da half auch der 5 Millimeter Anzug nichts. Rebecca, die schon fror bevor sie ins Wasser ging, gab nach einer Viertelstunde zusammen mit einer Australierin auf. Für die restlichen drei Taucher ging es abenteuerlich weiter. Sie gerieten in eine Art „Sturm“, dort wo die Kalt- und die Warmwasserströme zusammenkamen fegte eine solche Strömung hindurch, dass sie sich mit beiden Händen festklammern mussten. Eine gewaltige Thermik! Nach diesem Ereignis war das Wasser schlagartig 10 Grad wärmer…
Taucher aufgepasst: Lembongan ist definitiv ein sensationeller Ort mit abwechslungsreichen Tauchspots. Let’s make bubbles…

 
Sicht unter Wasser teilweise über 30 Meter


Romantische Abendstimmung beim Apéro

Mit David und Emanuelle besuchten wir eine der wichtigsten Zeremonien der Insel. Was da allerdings vor sich ging, konnte uns keiner genau sagen, jeder erzählte was anderes. Das ging von der Einweihung eines neuen Gottes bis zur Theaterveranstaltung, gar hatte uns einer etwas von einer Leichenverbrennung berichtet, dies stellte sich jedoch als haltloses Gerücht heraus.
Wir banden uns Sarongs um und sahen uns das Spektakel an. Gute Sache, nur Einheimische und ein paar wenige Touristen. Definitiv besser und vor allem authentischer als der extra für Reisende veranstaltete Tanz in Ubud. Gebannt beobachteten wir die Bühnenperformance bis eine Frau mit krächzender, trommelfellzerreisender Stimme die Bühne betrat. Offensichtlich wollte sie singen, es kamen aber nur Laute, die an Panik erinnerten, für alle Ohren ein Grauen. So verliessen wir fluchtartig das Geschehen.
In den nachfolgenden Tagen konnten wir das markerschütternde, ohrenbetäubende Kreischen, Jaulen, Schreien auch in der Nacht an verschiedenen Orten der Insel hören. Blanker Horror. Eine musikalische Entgleisung der schwerwiegenden Art.


Vorbereitung für die erhabene Zeremonie...Anziehen des Sarongs nach balinesischser Kunst


Das ganze Dorf resp. Insel war anwesend...ganz wenige Touris






Natürlich gehört das „Beach Life“ auch dazu auf Lembongan. Der „Dream Beach“ hatte es uns angetan. Am Mushroom Beach und am Hauptstrand hat es fraglos zu viele Boote.


 @Dream Beach







Kulinarisch schalteten wir auf Lembongan einen Gang zurück, also vom fünften in den vierten oder so. Die indonesischen Warungs sind wahrlich keine Bereicherung für die globale Essszene, jedoch eine Wohltat für’s Budget.
Der Sandy Bay Beach Club traf unsere geschmacklichen Vorstellungen schon eher, sowohl die sinnlichen als auch die kulinarischen. Mit Ceviche oder geräucherten Makrelen versetzte uns die Küchencrew beinahe in Ekstase. Dazu ein „Discovery Explorer“, fruchtiger Weisswein, passt unverschämt gut „an den Strand“. Übrigens ein balinesischer Wein, von einem Australier mit australischen Trauben gekeltert.
Das Bali Eco Deli serviert erstklassigen Kaffee, nicht diese balinesische Pfütze, zudem engagiert sich das Deli auch für nachhaltige Umweltprojekte auf der Insel. Auch köstliche Salate stehen auf der Karte. Mit richtiger feiner Salatsauce, nicht einfach Mayonnaise darüber.


@ Sunset Beach...wo sich der Sandy Bay Beach Club befindet




Sandy Bay Beach Club! Darum haben wir hier so gerne gegessen! Verständlich oder?


David & Emanuelle...



 
Kühler "Discovery Explorer"


Mit Stefan und Sandra beim Apéro im Jibaku (kriegen keine Salatsauce hin)

 
Beinahe der einzige richtige Kaffee! Ansonsten immer hässliche Brühe, die an eine Pfütze erinnert!
Hier: Macchiato


nicht unser Tisch...

An den restlichen Tagen erkundigten wir die Insel, an deren Nordwestseite ein stattlicher Mangrovenwald wächst. Auf der Fahrt in diese Richtung wurden wir mit ganz traurigen Bildern konfrontiert. BERGE von Müll und nicht nur auf der „Müllhalde“, einer circa Fussballfeld grossen Fläche, welche komplett mit Müll übersäht war. Ein stinkiges Feuerchen bannte sich den Weg durch die Abfallberge. An allen Orten, wo die Touristen nicht in Massen vorbeikommen, liegen Plastik und anderer Abfall herum! Zu allem Übel entdeckten wir zwei Männer, welche eine Flüssigkeit in den Wald schütteten. Auf unsere Nachfrage behaupteten sie, das wäre Abwasser aus den Restaurants. Genau, als ob die Indonesier deswegen extra in den Wald fahren würden. Wir konnten nicht rausfinden, was es war, ölig war es nicht, aber bestialisch gestunken hat es!
Es gibt aber auch chillige Plätzchen am „Mangrove Beach“ wo man ganz gut Abhängen kann…




 
nicht untypisch




 
ein eher seltener Anblick...




Seegras Farmer - Eine Einkommensquelle auf Lembongan
 


Seegras am Trocknen




Lembongan war wunderschön! Wir haben es sehr genossen hier. Wären unsere Ferien kürzer, wären wir hier sicherlich mehr am Tauchen gewesen. Lembongan ist entspannter als die grosse Hauptinsel Bali. Noch nicht so touristisch, aber auch auf dem Vormarsch. Die Menschen hier sind unglaublich freundlich und nett. Strände sind definitiv besser als in Kuta, Seminyak, Legian oderNordbali. Das Tauchen ist auf Platz zwei, hinter Pulau Weh.










Gedankenanstoss:
Drittweltland oder Nicht-Drittweltland? Unabhängig von der Antwort auf diese Frage, fragen wir uns, ob es denn wirklich nötig ist, denn Menschen hier zu erklären, dass Abfall nicht grossflächig verteilt an den Strassenrand geschmissen oder über den ganzen Wald verteilt gehört. Dass die Regierung unfähig ist, ein Abfallkonzept auf die Beine zu stellen ist das eine, dass aber Plastikverpackungen von Chips etc. nach dem Essen einfach mir nichts dir nichts irgendwo auf den Boden geschmissen werden, ist was anderes.
Mit dieser Art von Problem sind natürlich beinahe alle Länder in Südostasien konfrontiert. Wir stufen dieses Verhalten aber umso schlimmer ein, je entwickelter ein Land ist. Oftmals haben wir das Gefühl in Indonesien, dass die Mehrheit der Menschen absolut immun gegen jegliche Art der persönlichen Weiterentwicklung ist. Diese Schlussfolgerung leiten wir ab aus tausenden von Beobachtungen, die meistens ein krasses Desinteresse, wenn überhaupt, oder schlichte Faulheit der Menschen zu Tage fördern.
Wie soll Fortschritt jeglicher Art erzielt, wenn die Menschen nicht gewillt oder unfähig sind, die simpelsten Gedanken selbst zu tätigen und auch Schlussfolgerungen und andere Verhaltensweisen davon abzuleiten?


Eine Riesensauerei dank fehlendem Abfallkonzept. Der Abfall wird einfach irgendwo abgeladen und angezündet. Die Zerstörung des Paradies ist so vorprogrammiert. Auch wir Touristen tragen (unbewusst) viel dazu bei. Könnte man nicht eine Steuer von den Touristen erheben? Nicht in einem korrupten Staat! Schade...


 
welches Gift wird hier ausgeschüttet?

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